Daily Überforderung

An so Tagen wie heute fühle ich mich einfach komplett und von allem Überfordert und nur noch inkompetent. Dafür reichen kleine oder mittelschwere Auslöser, die sich dann auch irgendwie immer summieren und mich in ihrer vollen Breite erschlagen.
Ein zu spät, und wie ich gerade feststellen musste, teilweise falsch ausgefüllter Arbeitszeitnachweise zum Beispiel.
Mails verschicken ohne Anhang, mit falschem Termin oder gleich an die falsche Adresse.
Flüchtigkeitsfehler.
Die standen schon in der Grundschule in meinem Zeugnis. Flüchtigkeitsfehler.
Das macht mich zugleich wütend und lähmt mich, aus Angst sofort weitere Fehler zu tun.
Ich weiß schon, Fehler gehören dazu, darf jeder mal machen, schlechter Tag und so. Aber zur Zeit häufen sie sich so immens, dass ich mich selbst in Frage stelle. Meine Kompetenzen. Es fühlt sich derzeit so an, als würde ich im hohem Wasser treten und nicht vorwärts kommen. Zu dem was ich schaffen möchte, komme ich gar nicht, da ich erst mal die Fehler ausbügeln und dann das Tagesgeschäft bewältigen muss. Am liebsten würde ich manchmal alles hinschmeißen und vorne beginnen. Frisch. (Und dann erneut scheitern?)

Das.

Dazu kommen noch so viele unterschiedliche Baustellen gleichzeitig. Drei Jobs und dann noch den eigenen Kram regeln. Diverse Arzttermine müsste ich ausmachen und wahrnehmen, die nächste Fahrstunde liegt mir seit Monaten im Magen, der Haushalt wird auch nicht weniger und die Hausverwaltung möchte auch noch dies und das.

Maifeld Derby 2014

Uhu, Festivalzeit \o/

Das Line-Up hat es uns dieses Jahr leicht gemacht, wie wollten unbedingt zum Maifeld Derby in Mannheim. Also sind wir am frühen Freitagmorgen voll bepackt in Richtung des Münchner ZOBs gewandert und haben einen Fernbus direkt nach Mannheim bestiegen. Dort angekommen haben wir uns erstmal orientierungslos am Bahnhof nach einem Supermarkt umgeguckt. Irgendwann kreuzte dann auch ein Lidl unseren Weg und wir haben unseren Proviant für die nächsten Tage gleich eingetütet und mit dem restlichen Gepäck umher geschleppt. So ging es dann weiter mit Straßenbahn und Bus zum Maimarktgelände auf dem das Festival stattfindet. Nach einem schweißtreibend Marsch zum Haupteingang inklusive Check-In und Festivalbändchenumschnallung ging es weiter zum nahen Campingplatz. Für Freitag Mittag waren dort auch schon einige Zelte aufgebaut und wir begannen auch gleich damit. Im Zeltaufbau und -ausstaffieren sind wir ja inzwischen Profis also ging das auch recht zügig.

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Das aufgebaute Zelt, zuhause für die nächsten 4 Tage.

(Ab hier: aus drastischen Akkuspargründen nicht mehr gaaanz so viele Fotos. Quasi gar keine vom Festival direkt… -.-)

 Nachdem wir uns im Zelt so weit häuslich eingerichtet hatten, gingen wir zum eigentlichen Festival-Gelände und sahen uns dort schon mal um. Aha, dort die beiden Zelte, da die Bühne, hier die Essensstände und da hinten die drei größeren, aber abgesperrten Renn- oder Turnier- oder was auch immer das normalerweise ist… Pferdesprung-Felder. Alles relativ übersichtlich. Dem eigens für das Festival gedruckte umfangreiche Programm konnten wir entnehmen, dass wir wohl unser Geld in „Derby Dollar“, die offizielle Festivalwährung umtauschen müssen. Wir erhielten also unser Spielgeld für die nächsten Tage. (Eigentlich ja eine nette Idee mit psychologischer Wirkung und eventuellen Hintergedanken.) Die ersten Derby Dollar tauschten wir dann auch gleich um und genehmigten uns erst mal ein Handbrot. Das mit Champignons und viel Käse gefüllte Brot sättigte auch ganz gut.

Pünktlich zur ersten Band, Laura Carbone fanden wir uns dann auch vor der Open Air-Bühne ein. Ich hatte im Vorhinein zwar eine Spotify-Playlist mit einigen Bands und Künsterlinnen des Festivals gehört, an Laura Carbone konnte ich mich aber nicht erinnern. Die Band rund um die Frontfrau war ein guter Einstieg, musikalisch ziemlich gut, auch wenn alle sehr bemüht cool waren (und dabei vielleicht ein bisschen der eigentliche Charme oder die Leidenschaft auf der Strecke blieb). Anschließend ging es zu einer Bühne mit dem schönen Titel „Parcours D’Armour“ auf dem Kristian Harting spielte. Die Bühne war die kleinste dafür konnte man direkt auf der Tribüne sitzen und darauf gucken. Kristian Harting war jedenfalls sehr gut auf dieser Bühne aufgehoben, er spielte und loopte seine Gitarre und sang dazu mit einer wunderbaren Stimme, hinter ihm die startenden (Segel-)Flugzeuge des nahgelegenen Flugplatzes. Sehr schön.


Der Timetable war so aufgebaut, dass auf den jeweils 4 Bühnen 2 Auftritte (oft zeitlich ein wenig versetzt) stattfanden. Wer also viel mitbekommen wollte, musste viel gehen. Und das taten wir. Rah Rah aus Kanada beispielsweise überraschten mich im Palastzelt mit einem super Sound, lustigen und vielseitigen Musikerinnen und Musikern und verbreiteten eine gute Stimmung.

Nach ein paar Liedern wollte ich zur anderen Zeltbühne gucken, da mit Ed Schrader’s Music Beat schon im Vorfeld gut gefielen. Irre, zwei Typen aus Baltimore an einer Floortom (Trommel, für diejenigen, die nicht verwandt oder verschwägert mit diversen Schlagzeugern sind) und einem Bass, die musikalisch an Joy Division und humortechnisch an die Die Doofen erinnern. Ganz großartig!

(Hier lohnt es sich mal etwas reinzuscrollen, ab 4:40 hört man die eigentliche Stimme des Sängers)

La Femme kamen danach auf der Open Air-Bühne dran und die waren ja auch toll. Eine Sängerin/Keyboarderin und vier Jungs an Keyboards, Schlagzeug und Gitarre mit viel französischem Punk-Charme und tanzbaren Beats.

Davon sahen wir ziemlich viel, deswegen reichte es für Fenster nur noch für 2, 3 Lieder, auch nett. Lucy Rose, eine Singer-Songwriterin mit Band war musikalisch gut, aber irgendwie wenig überraschend. Deswegen weiter zu Fjørt ins andere Zelt: guter, deutsch gesungener Hardcore, ich war positiv überrascht und hätte dann doch mehr von den Jungs sehen können.

Um kurz nach acht Uhr ging es dann zu meinem anfavorisierten Bilderbuch-Konzert. Die Wiener Jungs sind wunderbar selbstironisch, mit viel Schmäh und noch cooleren Beats und Texten. Mit einer der besten Performances dieses Festivals. Vollkommen zu Recht also der derzeitige Hype um die Band.

Vor dem Parcour d’amour standen dann schon lange Schlangen um Clickclickdecker zu sehen, also wanderten wir wieder zum Festival-Zelt in dem die härteren Klänge angeschlugen wurden. Raketkanon waren durchschnittlich, gut.
Da wir aber unbedingt Die Höchste Eisenbahn sehen wollten, stellten wir uns doch schon mal an die immer noch existierende Clickclickdecker-Schlange an, sahen dann noch etwa 2 Lieder von ihm und warteten dann auf die Eisenbahner. Die beiden Singer-Songwriter Francesco Wilking (den eins vielleicht von Tele kennen könnte) und Moritz Krämer kamen dann auch schon bald mit Schlagzeuger und Bassisten/Keyboarder nach dem gemeinsamen Equipment-Aufbau auf die Bühne. Moritz Krämers Stimme finde ich so schön, der könnte mir einfach alles vorsingen. (Daher empfehle ich auch sehr seine Solo-Sachen!=> ) Das Konzert war wunderbar, warm und lustig, tanzbar und nachdenklich. Toll!

Die!Die!Die! haben mir letztes Jahr auf dem Phono Pop-Festival ja ganz gut gefallen, hier war allerdings der Sound dermaßen schlecht abgemischt und Basswummerig, dass wir dann doch „lieber“ zum Poetry Slam guckten. Da hielten wir es aber nach drei Slamern auch nicht mehr aus, einfach nicht meins.
Monochrome hatte ich mir vorhinein herausgeschrieben, da es sich ganz gut anhörte. Live war es aber eher irritierend und nach ein paar Liedern guckten wir rüber zu FM Belfast, gaben denen noch ein paar Lieder Chance uns zu überzeugen und gingen dann doch schon bald schlafen.

Die Nacht war sehr kalt, aber einigermaßen ruhig (zumindest für einen Festival-Campingplatz!) und wir wurden zeitig von den startenden Flugzeugen nebenan geweckt. Die Dusch- und Toiletten-Anlage auf dem Platz war noch recht sauber, also gleich mal Haare waschen, frisch machen und dann frühstücken in der Sonne vor dem Zelt. Wir hatten es immerhin geschafft ein Glas (*pssssst*) mit Ajvar auf den Platz zu schmuggeln. Frischkäse und Semmeln und das beste am Campingleben: morgens kalter Kakao! Bis zu ersten Band hatten wir noch ein paar Stunden, die wir ja nicht auf dem Campingplatz versauern lassen wollten. Also husch, schnell in einen Bus gesprungen und dann zum Luisenpark gefahren. Den hatte mir jemand auf Twitter als eine der schönsten Parkanlagen Deutschlands empfohlen (Danke dafür!). Also wir unwissend hingetingelt. Ja, da ist eine Parkanlage, steht auch Luisenpark dran, aber da ist eine Kasse und für den Eintritt soll eins zahlen. Na gut, dachten wir uns, wenn eins sogar dafür zahlen muss, muss ja iiirgendwas dran (beziehungsweise drin) sein. Und das wars dann auch: als ich den ersten Lageplan sah, konnte ich meinen Augen gar nicht wirklich trauen: da gab es ja Schildkröten! Und Eulen! Uuund Pinguine! Wie viel besser kann denn so ein Park bitte sein?! Da wir eh nur gut zwei Stunden eingeplant hatten, beeilten wir uns um möglich viel zu sehen. Vögelvolieren mit allerhand kleinen und großen Vögeln, Äffchen, Flamingos, einen Nasebär, viel Wiese und Rumtobefläche, ein Trampolinareal (zu wenig Zeit, leider!), ein Chinesicher Garten, ein Terrarium (mit gähnender Riesenschlange!)- und Aquarium-Bereich (mit Piranha, Rochen, sehr flinken und lustig anzusehenden Putzergarnelen) und eben Schildkröten! Und Eulen (soooo toll mal wieder welche von ganz nah und zwinkernde zu sehen!) uuuuuuund Lieblingspinguine! Bei den Pinguinen hätte ich auch noch Stunden sitzen können und mir angucken können, wie sie in der Sonne plantschen und sich jagen und rumschnorcheln. Aber: die Zeit! Wir legten aber wohl ein ganz gutes Tempo vor und sahen auch alles, was wir sehen wollten und das klingt beim Lesen vielleicht alles ziemlich gehetzt, es war aber wunderschön und erholsam! Die Verbindung aus Spielplatz, Zoo und Botanischer Garten gefiel mir gut, auch wenn ich gar nicht länger über die mir viel klein vorkommenden Tiergehege nachdenken wollte…

Zurück am dem Festivalgelände kamen wir gerade zu L’Aupaire auf den Parcours d’amour an. Gut gelaunte Band mit schöner Musik. Mozes and the Firstborn waren auch ziemlich gut anzusehen und zu hören, ich wollte aber gerne Solander sehen und ging nach einiger Zeit wieder rüber. Solander fand ich ziemlich gut, saß nur leider etwas abseits vom Schuss, aber das tat der Sache keinen Abbruch.

Bei Anna Aaron aus der Schweiz traf ich den Freund wieder. Die Sängerin mit ihrer Band wirkte wie in ihrem Element, kam bei mir aber leider nicht wirklich an. Also lieber mal rüber zu Buddha Sentenza gelaufen. Dieser Instrumental-Band konnte man super beim sich-reinspielen zu sehen. Und Kudos an den Gitarristen, der in einer Rekordzeit seine gerissene Saite austauschen konnte.

 

Der ultracoole James Hersey trieb uns zu Charity Children, denen wir beim sich ansingen ansahen. Ein bisschen folkiges Of-Monster-and-Men gemischt mit dem diesjährigen Eurovision Songcontest Beitrag aus den Niederlanden (The Common Linnets), also sehr nett anzusehen.

Son Lux war ganz grandios, auch wenn nicht so besonders abwechslungsreich.

Dafür fand ich French Nails überraschend gut. Vor allem weil der Sänger eine ähnliche Stimme wie der einer Lieblingsband hat(, die sich leider vor ein paar Jahren aufgelöst: Kurhaus). Die Texten stammen wohl von dem Sohn eines Bandmitglieds was die auch gleich noch viel sympathischer macht. Wir guckten kurz zu Spaceman Spiff, der mir aber viel zu negativ-trist war und gingen zu EMA. Hier fand ich EMA und die restliche Band sehr nett, der Sound war aber leider nicht der beste und die Musik war mir in dem Moment auch zu unabwechslungsreich. Ich legte also einen kleinen Campingplatz-Trip ein und zog mich wärmer an. Der Tag war zwar wunderschön sonnig, aber gegen Abend wurde es merklich kühler.
Sohn fand ich relativ unspektakulär. Pond aus Australien waren gut drauf und haben sich nett reingespielt. Maria Solheim aus Norwegen auf der kleinen Bühne hatte erstmal einen wunderschönen Akzent in der ansonsten auch ganz wunderbaren Stimme und überzeugte mich mit ihren poetischen Texten. (Die reduzierte Live-Fassung mit Gitarre und den diversen Instrumenten, die ihre Freundin spielte gefällt mir übrigens noch viel besser als die Aufnahmen)

Zu Get Well Soon wollte ich unbedingt, da ich schon so viel Gutes über seine (bzw. ihre) Live-Performance gehört habe, ihn aber beim letzten Southside-Auftritt nur kurz angeguckt habe. Aber: bombastisch, toll! Natürlich trug dazu auch The Grand Ensemble bei, ich weiß gar nicht mehr, wie viele Musikerinnen und Musiker da auf der Bühne standen, aber alles ganz wunderbar und pooow, toll!

Danach ging es gleich pooow-pooow-mäßig weiter, allerdings im etwas kleineren Rahmen mit Lambert. Ein Mann, ein Klavier, eine Maske! Und was für eine! Witzige Performance zu melancholisch-schöner Musik. Eine _der_ Entdeckungen für mich! Das Album kann man auch sehr gut den ganzen Tag laufen lassen.

Ein weiteres Highlight sollte Warpaint werden, wurde es auch. Die vier Frauen haben ihren Sound gefunden und der ist einfach super.

(Nicht der beste Sound und nicht das beste Video, aber ein mega Lied)

Dafür habe ich leider Trümmer verpasst, die ich gerne auch sehen wollte. Zu Motorama setzten wir uns auf den Boden und hörten uns das sehr gute pop-rockige (furchtbares 80er-Wort…hmh) Geschrummel an. Eher an den Editors als an Joy Division, gut hörbar.
Bei Hundreds waren wir noch kurz für ein paar Lieder im Zelt bevor in unser Zelt gingen.

Die Nacht zu Sonntag war schon besser, weil wärmer. Allerdings entschloss sich meine Isomatte dazu die Luft nicht mehr ganz bei sich halten zu wollen und so lang ich irgendwann zwar noch auf der Matte, aber eigentlich auf dem Boden. War aber trotzdem gemütlich, ich mag zelten ja.

Nachdem Frühstück und dem Wild-Haarewaschen auf freier Flur (weil die Damen-Duschen schon gut unter Wasser standen) ging es dann nach Heidelberg. Dort wollten wir uns mit der tollsten Alex, die ich bislang nur über Twitter und unseren FangirlHangouts kannte, treffen. Vom Mannheimer Maimarkt nach Heidelberg sind es mit der S-Bahn auch nur gut 20 Minuten in die Altstadt. Angekommen, Berge und Neckar gesehen, geklatscht. Schön hier! Wir erkundeten zu erst auf eigene Faust die Innenstadt aka Touristenhochburg. Wahnsinn. Ich lebe ja in einer Großstadt mit vielen Touristen, aber in so gehäuften Massen sehe ich die dann doch auch selten (und ja, ich arbeitete bereits auf dem Oktoberfest!). WIr gönnten uns ein Eis, das doch aus so ziemlich 90% Sahnezeug bestand, guckten zum Schloss hinauf, schlenderten durch die Gassen und liefen am Neckar entlang. Und dann war die wunderbare Alex! Das Schloss, das schon von unten ganz toll aussah, sollte von oben ja auch einen schönen Blick auf die Stadt bieten und es gab ein Riesenweinfass! Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und schmissen uns todesmutig in eine Seilbahn (zum Glück auf Schienen!), die uns den Berg hinauf brachte. Schloss beziehungsweise Schlossruine gucken fand ich super toll! Dazu dann noch das Riesenfass, schönstes Wetter, eine umwerfende Aussicht und nicht zuletzt die Anwesenheit der wundertollsten Alex machten diesen Heidelberg-Ausflug zu etwas ganz besonderen!

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Meta-Tourismus!

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Das Ergebnis.

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Das „kleine“ Fass

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Und das wirklich große Fass. Eins kann sogar auf das Fass laufen!

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Das ist das Fenster hinter dem Fass.

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Und das bis ich davor ^^

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Was für ein Ausblick!

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Hier sind man ganz gut die eine Fußgängerzone, die wir zuvor abgewandert sind

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Gesprengter Turm von 1693.

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Aber, dann mussten wir doch relativ schnell wieder zurück um pünktlich wieder zu unseren auserkorenen Bands zurück zu sein. Nochmal über die Alte Brücke gestoplert und dann mussten wir uns auch schon wieder voneinander verabschieden.

Zu den Elwins waren wir dann wieder vor der Open Air-Stage. Die Jungs aus Canada haben auf jeden Fall einen guten Sound.

Da wir aber noch etwas essen mussten, gingen wir zum Campingplatz und es gab ein ausgesprochen akzeptables Nudelgericht vom nahen Discounter, dass wir im Tag zuvor dort geholt kauften.
Dann ging es weiter zu den Temples. Diese fande ich auf Platte ganz toll, weil so verspielter Sixties-Sound. Live war es eher enttäuschend, weil ganz anders. Hmh. Naja, hatten wir also Zeit mal bei der Steckenpferd Dressur vorbeizuschauen, die auch gerade auf dem Gelände stattfand. Hier konnten alle freiwilligen mit eben einem Steckpferd eine, nach bestimmten Vorgaben ablaufende, Dressur mit anschließender Kür laufen. Überraschenderweise dann doch sehr lustig.
Aber dann, endlich ein weiteres Lieblingshighlight: Hozier. Seit ein paar Monaten höre ich Hoziers Songs und finde sie (und ihn^^) ganz toll. Mitsamt Keyboarderin, Cellistin und Schlagzeuger ging es dann los. Aller pünktlichst zum Konzertbeginn fing es dann auch an zu Regnen. Netterweise spendierten die Veranstalter eine Regenplane für die vorderen Reihe. Bestimmt nett gemeint, ich hatte aber eine Regencape dabei und stand lieber im Regen und sah dafür die ganze Bühne. Hach, es ist einfach toll, ein Lieblingslied auch mal live zu hören!

St. Vincent hatte im Palastzelt eine super Show, natürlich eine tolle Stimme und hat einfach gerockt! Tollo!


Wye Oak habe ich mir irgendwie besser oder zumindest anders vorgestellt. Aber gut, hatten wir Zeit uns schon mal für The National bereit zu machen. The National waren auch die Headliner des Festivals, also gab es auch einen gewissen Anstrum, aber wir haben noch einen guten Platz in den vorderen Reihen bekommen. Hach ja, die Show war super, die Band war wieder ganz super mit perfektem Timing. Die Lieder gingen mir so sehr an Herz, gerade Hard To Find, dass ich nach ein paar Liedern schon ganz verheult war, aber es war ganz, ganz wunderschön! Matt hat wieder ein bisschen was getrunken, ein bisschen was kaputt gemacht und viel Publikumskontakt gesucht. (Ich kann mich jetzt nur noch wiederholen: GANZ, GANZ TOLL!!!)

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Der Bruder des Sängers von The National hat einen Film mit/über die Band gedreht. Ab nächster Woche im Kino. Freude!

 

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Die Show war pünktlich um 22Uhr zu Ende. Danach war, ähm, nix mehr. Das Festival war vorbei und wir ein bisschen verwirrt. Was sollten wir mit dem angebrochenen Abend machen? Was gabs noch zu sehen? Was sollten wir tun? Wir entschieden uns dann für das allercoolste, was wir in der Situation nur hätten tun können: wir gingen heiß duschen und dann ins Bett.

Das Mannheim Derby war ein wirklich schönes Festival mit einem super Line-Up und einer ganz tollen Atmosphäre! Die Bühnen waren teilweise sehr schön und mit viel Detailliebe geschmückt, das ganze Gelände war stylisch hergerichtet. Wenn die Bands nächstes Jahr wieder so toll sind, kommen wir gerne wieder! o/

Am Montag weckte uns die Sonne nicht mal ganz so früh, wir ließen es ruhig angehen, frühstückten und packten gemütlich zusammen. Als wir dann schon kurz aufgebrochen sind, noch eine kleine Aufregung: ich hatte meine Uhr nicht mehr Handgelenk! Ich ging nochmal alles ab, zurück zum vorherigen Zeltplatz, aber nix. Es musste also entweder irgendwo in unseren Zeug stecken oder ich hatte sie tatsächlich verloren. Half aber auch nichts noch mal alles abzusuchen, wir gingen also weiter. Wir fuhren wieder nach Mannheim und warteten dort auf unseren Bus. Und warteten. 30 Minuten nach der eigentlichen Abfahrt fuhr er dann auch ein. Immerhin bekamen wir einen Platz ganz vorne und hatten so eine prima Aussicht. Auf den Stau. In Karlsruhe musste der Busfahrer eine gesetzliche Pause von 45 Minuten einlegen und wir guckten also die Karlsruher Bahnhofsgegend an. Hint: wohl nicht spannendste an der Stadt. Dann ging es weiter, im Stau. Alles in allem waren wir schließlich 2,5 Stunden zu spät dran. Was für einen Montag abend eigentlich ja nicht weiter dramatisch gewesen wäre, hätten wir noch ein Konzert zu erwischen gehabt. Jaha, nach 3 Tagen Festival ist es doch das verständlichste der Welt erst mal auf ein Konzert zu gehen. Aber was soll eins machen, wenn The National auch gerade in München spielen ❤

Wir rechneten auf der Busfahrt also unsere Chancen aus, noch St. Vincent als Vorgruppe sehen zu können oder nicht. Wurden mit der Zeit unruhiger und sprinteten schließlich los als der Bus dann in München ankam. SCHNELL nach Hause, das Zeug abgeworfen, die Karte geholt und zum Zenith gefahren. Von St. Vincent sahen wir genau noch ein Lied. Dafür kamen wir ohne weiteres in die 3. Reihe und waren von nun an selig. GANZ, GANZ tolles Konzert! Ein Traum! So viele, kleine Momente, Blicke, Betonungen und Feels <333 Phantastischer Abschluss unseres ersten (?) Festivals 2014!

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Ein Stöckchen.

Die allerliebste Jenny tagte mich bei einem Blogstöckchen, hier meine Antworten:

1. Das beste Essen auf der ganzen Welt gibt es wo?

Puh, das ist eine sehr schwierige Frage! Neben Lieblingslied und Lieblingsbuch DIE Killerfrage. Kommt eben ganz drauf an. Highlights des letzten Jahres waren wohl die vegetarischen Kohlrouladen, ein cremiges Kichererbsen-Bohnen-Curry und die weiße Schokocreme.

2. Dein absoluter Oscar-Favorit?

„Gravity“ hat mich schon ziemlich umgehauen. Die Geschichte dahinter finde ich auch wirklich stark, weil so subtil und hintergründig erzählt, dass es die meisten entweder nicht verstanden oder es „zu platt“(?) fanden. Wünschen würde ich es außerdem „Her“, aber der ist wohl zu Indy und leise für den Mainstream-Geschmack. Cate Blanchett und Leonardo DiCaprio (endlich!) könnten auch gerne einen bekommen.

2. Kaffee oder Energy-Drink?

Tee gerne. Vertrag Koffein einfach nicht so gut, werde nur hibbelig, überdreht und kann eeewig nicht schlafen.

3. Wie hätte deine ganz persönliche Liebesgeschichte auf der Titanic ausgesehen?

Meine? Liebesgeschichte? Auf einem Schiff? Na gut, der Fakt, dass es 1912 ist, macht die Sache gleich viel besser. Ich glaube, ich hätte eine aufregende Liaison mit meinem Kleiderschrank: All die schönen Kleider! Nee? Okay, dann vielleicht neben mir in der Hauptrolle Benedict Cumberbatch und in der Rolle meines bösen Ehemanns Tobias Moretti? Ben wäre der Captain und wie würden zusammen den unvermeidlichen Untergang doch noch abwenden können! Und das alles nur wegen meiner strapazierfähig Perlenkette und meiner elastischen Strumpfhose (mit Naht hinten!).

4. Endlich Frühling! …Oder?

Ja, sehr gerne! Dann hätten ich diesen Winter über nur zweimal Schnee schippen müssen, die Winterstiefel sind auch nicht richtig zum Einsatz gekommen und ich kann mich öfter in die Sonne legen. Gefällt mir so schon ganz gut.

5. Ist das Leben wie im Film?

Hmh, wahrscheinlich: Anfang – Mitte – Schluß, Haupt- und Nebenfiguren, plötzliche Wendungen, Happy Ends und offene Enden. 

Zumindest wäre ich lieber ein ordentlicher Film als eine Telenovela. 

6. Der romantischste Roman/Film 2013?

Uh, unter dem Aspekt „romantisch“ lese und sehe ich eigentlich nie etwas…
Meine gelesen Bücher letztes Jahr waren daher auch nicht wirklich romantisch. Am ehesten wahrscheinlich „Land aus Glas“ von Alessandro Baricco. „Les Amant du Pont-Neuf“ wäre dann das filmische Gegenstück dazu… oder vielleicht noch „The Great Gatsby“?!

8. Lieblingszahl

13, 3, 6, 9. 

9. Die besten Chips oder lieber gleich eine Partymischung?

Chips, gerne nur mit Salz. Oder Essig. Diese orientalischen gehen aber auch gut. Partymischung gibt’s hier zu Partys (…who would have thought that…) öfter, finde ich aber eher eklig. Wird nur aus Nostalgiegründen gekauft.

10. Was machst du, wenn dir langweilig ist?

Ich schau bei Twitter rein und dann ist mir auch schon gar nicht mehr langweilig, weil ich viele spannende, lustige, langweilige und interessante Dinge lesen kann. Oder ansonsten generell: interneteln. 

 

So, ich bin jetzt einfach mal total rebellisch und denke mir keine Frage und niemanden zu taggen aus! So! Irgendjemand muss ja auch mal der Schlussstein bei so was sein.

   

Zukünftiges Konzertleben

Weil ich gerade so im Schreibfluss drin bin, schildere ich eine Situation, die sich hier gerade so zugetragen hat.

Vorweg: wir gehen, wie hier im Blog wohl auch schon häufiger angedeutet, ja sehr gerne auf Konzerte, ins Theater oder Kino.

Morgen wäre eigentlich das Warpaint-Konzert, zu dem der Freund und ich gerne gehen würden. Arbeit am nächsten Tag und generelle Faulheit könnten da aber noch einen Strich durch die Planung machen.

Max: Ich würde ja schon mal wieder gerne mehr auf Konzerte gehen. … Demnächst dann wieder mehr!

Ich: Hmh. Soll ich dich mal spoilern, wie dein zukünftiges Konzertleben so aussehen wird?!

Max: Ohh…kay…?!

Ich: Also, in den nächsten, sagen wir 3-4 Jahren werden wir zwar schon noch ein paar Mal auf Konzerte gehen, aber es wird halt doch immer weniger werden. [Erster schockierter Blick seinerseits.] Du weißt schon, wegen Arbeit und so. Und auch wenn wir am nächsten Tag nicht arbeiten müssen, wollen wir trotzdem nicht bis nachts irgendwo rumhängen, weil wir wissen, dass der darauf folgende Tag dann schon gelaufen ist. Gut, dann kommt die Babyphase. [Kurzes Nicken, Augen weiten sich.] Rechnen wir mal mit 4-5 Jahren. Da werden wir zu schlaflosen Zombies. Wir werden nicht mal mehr an Abendunterhaltung denken können, weil wir nur noch ins Bett wollen und uns jede Stunde Schlaf heilig sein wird. [Ensetzen macht sich breit.] Aber siehst du, das macht nix, dafür wird es musikalische Untermalung der Kinder geben. Schellenkränze und Ukulelen! [Bedächtiges Kopfwackeln.] Gut, dann haben wir die nächsten 5-6 Jahre, falls wir einen guten Babysitter finden oder wir uns abwechseln, könnten da sogar Konzerte drin sein! [Resigniertes Kopfschütteln.] Aber hey, dann kommt wieder eine gute Phase! Mit so 10-12 hat das Kind eine eigene Band, Schulkonzerte, du verstehst?! Kinderchor, sowas halt. [Betrübter Blick.] Und dann wirds eh gut: wir dürfen die Kinder zu den Girlbands, Boybands, was auch immer dann angesagt ist, mitgehen! [Entrüstetes Räuspern.] Tja, und danach würde ich sagen, in gut 20 Jahren, können wir dann auch wieder auf Konzerte gehen, die UNS interessieren. Gut, oder? [Geht schweigend ab.]

(Natürlich schreibe ich das nur auf, damit ich in 15 Jahren darauf deuten kann und „Ha!“ sagen kann…)

Berlinale 2014

So, jetzt hier endlich mein Berlinale-Bericht! Das letzte Mal, dass ich bei dort war, war 2010! Kam mir gar nicht so lange her vor! Aber 2014 jetzt ja auch wieder! Los geht’s:

Dieses Jahr sollte es mal wieder so weit sein: ich wollte zur Berlinale fahren! Von all zu vielen Filmen, die dort gezeigt werden würden, wusste ich zwar noch nichts, aber die zwei, drei, die ich kannte, gaben den Ausschlag. Ich plante meine Arbeitszeiten also so, dass ich für ein paar Tage wegfahren konnte und fieberte der Programmbekanntgabe entgegen.

Ein paar Knaller gabs dann auch: The Grand Budapest Hotel, A Long Way Down und vor allem Nymphomaniac wollte ich unbedingt sehen!

Die Karten kann man glücklicherweise mittlerweile online kaufen. Natürlich sind die Server teilweise überlastet und das Kontingent relativ schnell erschöpft, aber wenigstens geht der Kauf auch aus anderen Städten bequem von daheim. Am ersten Tag hatte ich auch gleich Glück und ergatterte ein paar gute Karten, die nächsten Tage auch immer wieder ein paar. Bis mein Plan dann schließlich so aussah:

Ich buchte mir eine Fahrt mit einem Fernbus über Nacht von Donnertag auf Freitag. Mein Freund wollte zwar auch mitfahren, hatte aber Freitag Abend noch ein Konzert mit seiner Band und kam also Samstags nach. Ich erwischte noch ein gutes und relativ günstiges Hostel in meiner Lieblingsgegend und war voller Vorfreude!

Donnerstagsabends machte ich mich also auf den Weg zum ZOB. Der Bus war ausgebucht, neben mir Jordanier und Spanier, die eine Rundreise durch ganz Europa machten. Da kam man selbst direkt in Abenteurerinnenstimmung. Bis auf eine nervige Personenkontrolle durch die Polizei war die Fahrt aber eher unspektakulär. In Berlin angekommen fuhr ich zum Hostel und fand dort einen Zettel mit meinem Namen darauf an der Rezeption. Ich hatte angekündigt, dass ich relativ früh dort erscheinen wollte, dass ich jetzt aber eine Schnitzeljagd-Beschreibung zu meinem Zimmer mit der Notiz „Schlüssel steckt von innen“ erhalten würde, hätte ich nicht gedacht. So vertrauensvoll das Personal war, so groß und komfortabel das Zimmer. Ich war zwar noch ein bisschen von der Fahrt gerädert, wollte aber auch nicht all zu viel Zeit verlieren und legte mich für ein gutes Stündchen nochmal hin.

2014-02-11 09.17.05

Das Hostel-Bad

Dann ging’s auch gleich los in die Innenstadt. Durch die Berlinbesuche der letzten Jahre kenne ich mich doch relativ gut in der Stadt aus, vor allem aber im U-Bahn-Netz. Ich fuhr zuerst zum Alexanderplatz und ging dort in den Humana, ein Second Hand-Laden. Nach etwas rumstöbern fand ich einen schönen seidigen Blümchenrock und eine Elefanten-Brosche. Inzwischen hatte sich auch Lucie gemeldet, mit der ich mich gleich treffen wollte. Sie stand gerade vor dem Friedrichstadt Palast um Karten für The Grand Budapest Hotel an. Ich fuhr zu ihr und nach einer herzlichen Begrüßung standen wir gemeinsam in der Schlange. Überhaupt würde ich die nächsten Tage viel Schlange stehen.

Da ich eine Karte für den Film hatte, wollte ich gegen kurz vor 12 dann auch reingucken und uns Plätze suchen. Immerhin waren wir wirklich ein sehr großes Stück in der Schlange voran gekommen und bereits in Sichtweite der Kassen. Ich fand zwei Rangplätze links oben. Leider erwischte Lucie dann doch keine Karte mehr, obwohl nur noch fünf Personen vor ihr in der Reihe gewesen waren. So guckte ich also alleine den neuen Wes Anderson Film und amüsierte mich ganz wunderbar. Farbenprächtige, skurrile Story und viele wunderbare Schauspieler, ein klassischer Anderson also. Zu gerne würde man nach dem angucken den nächsten Urlaub in diesem Hotel verbringen und Konditorwaren verspeisen. In meiner offiziellen Skala bekommt er 9 von 10 Sterne/Herzen/Hundewelpen. Etwas, das ich an Filmfestivals generell ja eh sehr gerne mag: das klatschen danach. Auch wenn niemand vom Filmteam anwesend ist und man kollektiv eine Leinwand beklatscht, ist das doch immer wieder ein tolles Gefühl. Nach dem Film gingen Lucie und ich erstmal essen und machten uns danach schon mal zum Potsdamer Platz auf, wir wollten unser Glück für den Abend versuchen.

2014-02-07 11.36.00

Ein bisschen kalte Hollywood-Luft schnuppern am roten Teppich.

In die engere Wahl kamen Caravaggio von 1986 mit Sean Bean und Tilda Swinton und The Docks of New York von Josef von Sternberg aus dem Jahr 1928. Wie es sich herausstellte, war es dann aber doch relativ schwer noch an Karten zu kommen. Der Gedanke „Der Film ist von 1928, da drängeln sich bestimmt keine Pressevertreter rein!“ war schon mal falsch… Aber glücklicherweise ergatterten wir doch noch zwei Plätze. Es gab eine kurze Eröffnung der Retrospektive unter dem Motto „Licht und Schatten“, eine Kooperation der Deutschen Kinemathek mit der MOMA. Zu diesem Stummfilm gab es eine sehr passende Pianobegleitung. Der Film an sich war auch für sein Alter noch recht unterhaltsam. Dem Schauspiel merkte man an, dass es gegen Ende der Zwanziger Jahre aufgenommen wurde, es war nicht mehr so arg Pantomimenmäßig, sondern schon natürlicher, 7/10. Nach dem Film verabschiedeten sich Lucie und ich uns recht schnell, ich war auch (noch immer oder schon wieder) ziemlich erschöpft. Auf dem Heimweg kam ich an so vielen schönen Photomotiven vorbei, mein Handy-Akku war aber schon so gut wie aufgebraucht. Also fasste ich den Plan im Hostel ein bisschen zu entspannen, den Akku (im wahrsten Sinne des Wortes) wieder aufzuladen und dann nochmal einen kleinen Kiezspaziergang zu machen. Nicht nur die Photos, auch der Hunger trieb mich durch die milde Nacht nach draußen. Mit schöner Musik erkundete ich die Gegend, in der wir immer mal wieder kurz gewohnt hatten. Fand alte Lieblingsrestaurants und schöne Boutiquen wieder, sah ein paar Veränderungen und sog alles in mich auf. Mit gebratenen Bananen und einem tiefen Glücksgefühl fiel ich ins Hostelbett. Ein toller erster Auftakttag!

2014-02-07 22.52.57

Die bestimmt schönsten Neon-Reklame-Schilder der ganzen Stadt.

Am Samstag war mein erster Film um 12 Uhr der gelungene La Voie de l’ennemi. Durch schöne Bildsprache und mit wunderbarem Cast wird die Geschichte sensibel und langsam erzählt. Mag ich und mit Golden Hour-Licht kriegt man mich immer rum, 8/10. Unter das Klatschen mischten sich zwei, drei Buh-Rufe. Interessante Reaktion, die ich nicht nachvollziehen kann, aber jedem das Seine.

Städte zu Fuß zu erkunden finde ich ja immer sehr toll, ich wollte das also auch mal in der Hauptstadt probieren. Von Mitte nach Kreuzberg müsste doch zu schaffen sein. Könnte es auch sein, wenn ich das Navi richtig lesen könnte/es mich nicht ständig verunsichern würde. Aber erstmal hab ich meinen Orientierungssinn vertraut und bin zufällig an der KunstHalle vorbeikommen. Ich kenne das Museum/Ausstellungsfläche ja noch unter Deutsches Guggenheim und damals war einfach jede besuchte Ausstellung toll. Das wollte ich jetzt auch mal ausprobieren und ich wurde nicht enttäuscht. Auf das Konzept der Ausstellung „A circle walked casually“ wird man zu Beginn mit einer Kurzgeschichte eingestimmt und diese zieht sich durch das Ganze wie ein roter Faden, sprichwörtlich. Es geht um Linien, Kreise und Formen. Neben Baselitz, Kandinsky und Immendorf hängen auch ein paar Werke, die mir sehr gut gefallen haben (Ha!). Im Ernst, ich finde den großen weißen Raum in seiner Aufmachung und der Auswahl und Hängung der Werke sehr stimmig. Mein Liebling war Vik Muniz „Piranesi Series: Carcere XIV, The Gothic Arch“ (2002).

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Blick in die Ausstellung. Im Vordergrund 3/6 von „Whan I Am Happy“ von Alejandro Cesarco (2002).

Auf meinem Weg zum nächsten Zwischenhalt, der Berlinischen Galerie, kam ich an allerhand vertrauten Gebäuden und Plätzen wieder vorbei, die ich sonst nur per ÖPNV erreicht hatte, die Berlin-Karte im Kopf vernetzte sich plötzlich aus den unterschiedlichen Puzzlestücken zusammen. In der Galerie wurden Kurzfilme im Rahmen der Berlinale gezeigt. Kostenlos konnte man so den ganzen Tag längere und kürzere Werke anschauen. Ich kam relativ spät in den eh schon überfüllten Raum und sah die Hälfte von Leaves fall in all seasons aus Saudi Arabien. Die 20-minütige Doku wurde über viele verschiedene Handy-Videos vermittelt. Die Story erschloss sich mir jetzt nicht so ganz, aber allein das Aufzeigen der Möglichkeit „Jeder kann heute Filmen, überall auf der Welt kann so ein Film/eine Dokumentation entstehen“ faszinierte mich. Der nächste Kurzfilm aus Deutschland, Beyond Metabolism stellt allein durch Bilder, ein paar kurzen Interviews und vereinzelten Zwischentiteln die Verbindung zwischen der Architektur einer Kongresshalle und den Entscheidungen, die in ihr getroffen werden, her. Spannende Montage mit schönen, klaren Bildern, 7/10. Das war auch schon der letzte Kurzfilm, der an diesem Nachmittag dort gezeigt wurde. Nach einem Blick in die Broschüre und die Eingangshalle entschied ich mich dagegen, die restliche Galerie anzusehen. Wäre ich zwei Wochen früher hier gewesen, hätte ich meinen alten Freund, Herrn Klimt, ansehen können.

Ich zog weiter in die Bergmannstraße in die nächten Second Hand-Läden. Kurz vor Ladenschluss erstand ich im Colours zwei wunderschöne, mehr oder weniger geblümte Kleider und einen schlichten roten Pullover. Nebenan ging ich lecker essen. Es gab Nigiri mit Shitake-Pilzen und eine Suppe mit Tofu und Fake-Hühnchen. Das Kunst-Huhn schmeckte erstmal so echt, dass ich etwas skeptisch war, aber alles in allem wirklich unglaublich lecker. Gut gesättigt macht ich mich auf den Weg zum Haus der Berliner Festspiele. Hier wurde American Hustle gezeigt. Überzeugt hat mich Christian Bale (wie immer), Amy Adams und Jennifer Lawrence. Die Kostümdesignerinnen dürfen dafür auch gerne irgendwelche Preise bekommen. Besonders schön fand ich auch, dass Louis C.K. hier eine passende Rolle spielen darf, dafür bekam er sogar Zwischenapplaus! (Wer die Serie Louie noch nicht kennt, sollte das nachholen.) American Hustle bildete einen gut gelaunten Tagesabschluss, 8/10.

Mittlerweile war auch der Fernbus des Freundes in Berlin angekommen und wir trafen uns am Zoo. Gemeinsam ging es zurück zum Hostel.

Für Sonntag standen vier Filme an. Der erste von 1927 war Sunrise – A Song of two Humans, erneut mit Pianobegleitung. Hervorheben muss man hier die Montage, nicht nur für die Zeit großartig. Außerdem zwei wunderbare Hauptdarsteller, die sowohl die Tragik- wie auch die Humormomente überzeugend und nicht überladen rüberbrachten, 8/10.

Was wäre ein Berlin- ohne einen Burgeressenbesuch? Das dachten wir uns auch und fuhren zum Burgermeister. Obwohl viel los war, kam der Tofuburger schnell und war vorzüglich, auch die Fries enttäuschten nicht.

Weiter ging es im schnell gefundenen Cubix mit Butter on the Latch. Über den Film wusste ich jetzt mal wirklich komplett gar nichts. Was sich ja meistens eh als vorteilhaft herausstellt. Ein Experimentalfilm mit schönem Kameraspiel und viel gefühlter Realness, trotz so manchem Horrorelement, 8/10. Die drei Hauptdarsteller, Regisseurin und die Kamerafrau waren zu einer kurzen Nachbesprechung und Q&A auch anwesend. Sehr sympathisch alle miteinander. Vor allem fand ich die Schilderung des Low Budgets-Filmprojekts inspirierend.

Ich ließ den Freund noch im Q&A und stellte mich schon mal bei der nächsten Film-Schlange an. So hatten wir dann im nächsten Saal gleich gute Plätze für Love is strange. Auch eher ein Indie-Film aber mit den großartigen Schauspielern John Lithgow und Alfred Molina. Diese prägen den Film auch nachhaltig. Ganz wunderbar pointiertes Spiel, viel Gefühl und eine gute Story, 9/10. Und falls ich nicht schon während des Films geweint hätte, dann spätestens als der Regisseur, Ira Sachs anschließend im Q&A noch so einiges über die Hintergründe zum Film erzählte. Falls sich die Gelegenheit mal auftut: kein Fehler diesen Film zu gucken!

Vor dem letzten Film an diesem Abend hatten wir noch etwas Zeit und vor allem schon wieder Hunger. Wir beschlossen schon mal in unsere Hostelgegend zurückzufahren, da das Kino sowieso in unmittelbarer Umgebung ist. Seit unserem ersten Berlinbesuch hatten wir auch dort in der Nähe ein Lieblingsrestaurant, das Hans Wurst. Neben guter Musik und sooo leckerem veganen Essen war es auch einfach sehr gemütlich dort rumzusitzen. Leider hat der Hans Wurst schon seit ein paar Jahren dicht gemacht, aber sein Nachfolger das Desi ist ebenso zu empfehlen. Steht auf jeden Fall bei jedem Besuch auf der Abklapperliste und hat uns auch dieses Mal nicht enttäuscht.

Satt ging es zurück zum Hotel, kurz ausruhen und dann weiter ins Colloseum zu Nuoc. Eine vietnamesische SciFi-Liebesgeschichte mit einer gelungenen Umsetzung in schönen Bildern, 8/10. Der Regisseur und die Hauptdarstellerin waren auch vor Ort und beide sehr nett und adrett. Vor allem der Schauspielerin muss man ihr Spiel hoch anrechnen, ließ sie doch im Q&A verlauten, dass die Angst vor Wasser hatte. Nuoc heißt übersetzt übrigens „Wasser“, aber das nur am Rande.

Montag ging es gleich mit einem Knaller los: Nymphomaniac vol. I von Lars von Trier. Lange habe ich mich auf diesen Film gefreut. Ein bisschen etwas habe ich auch schon mitbekommen, konnte mir aber nicht wirklich etwas darunter vorstellen. Warteschlangengespräche vor mir spekulierten auf einen „3-Stunden-Porno“, teils vorfreudig, teils ängstlich. Ich möchte am liebsten ein ganz langen Blogpost/Podcast nur mit diesen einem Film füllen (und vielleicht mache ich das auch noch…), so viel ist da drin! Und so toll! Ich bin nicht davon ausgegangen, dass mir der Film nicht gefällt, hatte aber doch eine gewisse Nervosität, wie von Trier das Thema umsetzen würde. Für mich ist ein 10/10-Punkte-Film und ich kann gar nicht erwarten, den zweiten Teil davon zu sehen. Ich hätte nicht gedacht, das von Trier auch so witzig sein kann und gleichzeitig so gefühlvoll seine Hauptdarstellerin zeichnen kann. Charlotte Gainsbourg war in diesem Teil schon toll, Stacy Martin war ganz wundervoll und hoffentlich sehen wir sie bald noch in weiteren Produktionen.

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Warum ich den Friedrichstadt Palast so mag, trotz unbequemer Sitze…

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Ganz beschwingt nach diesem Spektakel kam dann auch schon unser voraussichtlich letzter Film für diese Berlinale-Besuch: Historia del medio. Ein argentinischer Film über Angst, langsam und unaufdringlich erzählt kommt die Grundidee war schnell durch, daraus ergibt sich aber leider nicht mehr. Ein paar gute Szenen sind zwar drinnen, aber für mich 5/10. Wenigstens einen Film von dem ich nicht so überzeugt war, wäre ja auch komisch sonst.

Es ging weiter zur KunstHalle, in der ich ja schon Samstags war, um Jenny und Lucie zu treffen. Wir wollten uns die Ausstellung zusammen angucken. Mit den beiden hatten wir dann immerhin 3/5 der Mädchen in Zwangsjacken vor Ort versammelt (ja, darüber wollte ich auch mal schreiben, verschluderte es dann aber wie so oft wieder, Twittermitleser wissen aber wohl sowieso Bescheid).

Ich fand total interessant, wie unterschiedlich die ein und dieselbe Ausstellung zu einem (wenig) späteren Zeitpunkt wirken kann. Mir sind wieder ganz unterschiedliche Werke aufgefallen und auch Details, die ich zuvor ganz übersehen hatte.

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Friedrichstadt Palast bei Nacht

Danach ging es dann zum Essen in das gleiche italienische Restaurant wie auch schon freitags („Wenn die Pizza da einmal gut war, kann sie drei Tage später doch nicht viel schlechter sein?!“, überhaupt Pizza! Trotz Elmos Einwand, dass es ja „Sometimes food“ ist…). Anschließend wollten wir zurück zum Friedrichstadt Palast und unser Glück versuchen, Karten für A Long Way Down zu bekommen. Leider wurden unsere Hoffnung ziemlich schnell durch ein Ausverkauft-Schild zerstört. Aber gut, ein paar Meter weiter hinter uns war immerhin der rote Teppich über den der Cast des Filmes in Kürze schlendern würde. Also stellten wir uns an den Teppich um ein bisschen Glamour- und Fangirl-Feeling abzubekommen. Hier würde schließlich gleich niemand anders als Toni Collette und Aaron Paul vorbeilaufen! Toni Collette habe ich ja in United States of Tara sehr, sehr schätzen gelernt und Aaron Paul ist in Breaking Bad einfach super gut. Mit den anderen zwei Fangirls war die Wartezeit dann auch eh gleich rum und die Aufregung wurde größer. Ich muss dazu sagen, dass ich noch nie an irgendeinem roten Teppich stand und die Hysterie nur aus Berichten kenne. Ich hätte ja nicht gedacht, dass erwachsene Menschen, meist Männer, sehr laut „MISTER BROSNAN!“, „HEY PIERCE!“ schreien und dabei mit ihren Zetteln und Photos winken würden. Aber gut, wieder was gelernt. Natürlich gab es auch Jesse-Fangirls mit Breaking Bad-Postern aber die waren niedlich-zurückhaltend, eben höfliche Fan-Menschen, so wie wir. Wir standen auch irgendwie in einem sehr leisem Block, direkt zu uns kam keiner der Schauspieler. Aber immerhin haben wir ein paar hübsch verwackelte Photos bekommen. Ein paar Minuten später war der Starrummel-Spuck auch schon wieder vorbei.

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Toni Collette leider nur von hinten, da ich sie sonst anstarren musste.

Nach dem dicht-in-der-Menge-stehen war es auf der Straße dann doch sehr windig und kalt und wir beschlossen dann auch bald das Fangirl-Treffen wieder aufzulösen. Leider, ich fands nämlich sehr schön und sehr lustig mit den Mädels!

Wir fuhren zurück ins Hostel und planten den nächsten Programmpunkt. Würde unser Plan nämlich aufgehen, hätte unser letzter Berlinabend nämlich noch einen sehr schönen Ausklang. Da mein Freund ja bei einem großen TV-Anbieter arbeitet, ergab sich die Gelegenheit eventuell auf die Gästeliste der A Long Way Down-Filmproduzenten-Party zu kommen. Viel mehr: er war schon auf der Liste und ich musste als Ersatz-Kollegin durchgewunken werden. Wir machten uns also schick und fuhren zur Party. Dann war es eigentlich ganz leicht: mein Name wurde abgeglichen und aufgenommen und wir konnten in den 15. Stock zur Party gefahren werden. Allein für den Ausblick hatte sich das ganze schon gelohnt: über den Alexanderplatz gucken zu können bei fast sternenklarer Nacht. Aber es gab ja auch noch freie Getränke (das bemerkte ich aber auch erst, nachdem ich ewig nach meinem Geld gesucht hatte und bemerkte dass niemand sonst zahlt), freie Snacks (vegetarisch sogar) und einen Bauchladen-Mann mit Süßigkeiten! Bis hierhin war die Party schon mal super toll. Die Musik allerdings war nicht ganz so mein Fall, nur Elektro (ich nenne das jetzt mal so, kann auch Minimal House oder Deep Trance oder so sein…). Aber wir tanzten trotzdem ein bisschen und fanden es so schon ganz toll. Die Party wurde aber zusehend immer leerer und unser Gedanke „Gut, es ist zwei Uhr an einem Montag, das könnte sogar für Berlin zu viel sein?!“ schien sich zu bestätigen. Aber dann kamen plötzlich ein paar Security-Menschen herein und auf einmal war auch Aaron Paul da, der auf die Tanzfläche stürmte, tanzte und klatschte. Wir tanzten nachts in Berliner mit Aaron Paul in einem fast leeren Club. Okay. Das machte die Musik dann doch gleich viel besser. Nach einer Weile ging Aaron samt Entourage dann aber Richtung Aufzüge und wir beschlossen eigentlich auch schon genug gefeiert zu haben und uns auf dem Nachhauseweg zu machen. Der Aufzug brachte uns aber nicht nach ganz unten sondern in 12. Stock, auch hier sah es nach Party aus. Komisch, da wollten wir doch auch nur noch mal schnell nachgucken. Und dann war sie da: die eigentlich große Party, mit guter Musik und einem immer noch vor sich hin bouncenden Aaron. Gut, hier ließ es sich dann doch ein bisschen aushalten. So viel getanzt habe ich bestimmt schon Jahre nicht mehr! Und dann auch noch mit einem wunderbaren Schauspieler, der einfach so neben einem tanzt und klatscht und singt und sich freut. Das war wirklich sehr toll!

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Ausblick auf den Alexanderplatz

Um halb sechs Uhr morgens wollten wir dann aber doch nicht die allerletzten sein, die aus dem Club kamen und machten uns auf zu gehen. Den Abend hinweg gab es immer wieder Leute, die sich mit Aaron fotografieren ließen. Einerseits hätte ich zwar auch gerne ein Photo mit ihm gehabt, andererseits wäre mir unangenehm gewesen, ihn zu stören. Er war zwar schon beruflich auf der Party, aber trotzdem wollten wir ihn nicht zu sehr bedrängen. Having said that, als wir hinaus gehen wollten, war da gerade ein anderer, der sich auch mit ihm fotografieren ließ. Also sind wir doch hin und ich konnte Aaron sagen, wie sehr ich seine Arbeit und sein Spiel mochte. Er freute sich darüber sichtlich, umarmte mich und den Freund machte ein Photo mit uns. Happy Fangirl! So ein lieber Mensch, der auch nach stundenlangem Feiern noch so nett und nahbar ist <333.

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♥♥♥

Danach war ich dann erst mal platt. Der Freund auch, wir konnten es nicht fassen, waren müde und aufgekratzt. Im Hostel konnten wir dann doch noch ein wenig schlafen, bevor um halb elf unser Bus zurück fuhr.

Danke Berlin für eine wunderschöne Zeit mit tollen Filmen und einem unvergesslichem Abend!

tl;dr: 12,5 Filme und wenn jemand Party machen kann, dann Aaron Paul!